So steht es um die Umweltbildung an Wiener Schulen
Wir befinden uns mitten in einer Klimakrise, die Inflation steigt immer weiter und unsere Ressourcen werden auf Dauer knapp. Viele Kinder und Jugendliche kennen sich mit diesen Themen nicht wirklich aus, dabei sind genau sie die zukünftigen Leidtragenden. Wie das Bildungsministerium dem entgegenwirken will, erzählt Bildungsminister Martin Polaschek im Interview.
Von Maria Lovrić-Anušić
BIBER: Wieso ist die Sensibilisierung für den Umweltschutz an Schulen so wichtig?
Polaschek: Das, was wir den Kindern und Jugendlichen vermitteln, wird nicht nur an den Schulen umgesetzt, sondern das Wissen wird auch nach Hause getragen und dort angewendet. Deshalb ist es mir ein Anliegen, die Kinder zu Energiebotschafter:innen zu machen. Vor allem bei Schüler:innen, deren Eltern nach Österreich gekommen sind, lässt sich beobachten, dass das in der Schule Erlernte auch zuhause besonders angewendet wird.
Gäbe es die Möglichkeit für ein Pflichtfach „Umweltbildung“?
Ich glaube nicht, dass ein Pflichtfach hier der richtige Ansatz wäre. Umweltbildung ist eine Querschnittsmaterie, die jetzt in vielen Lehrplänen Eingang findet. Gerade solche Themen können den Schüler:innen viel besser nahegebracht werden, indem man sie in verschiedene Unterrichtsbereiche und Fächer einbaut oder in dem Expert:innen an die Schulen kommen und Workshops mit ihnen abhalten.
Viele Schüler:innen kommen aus sozial schwächeren Familien, wird bei der Vermittlung der Thematik „Umweltbewusstsein“ auch an sie gedacht?
Das Thema bewusst und nachhaltig Leben darf nicht nur ökonomisch besser gestellten Menschen vorbehalten sein. In der Schule erklären wir zum Beispiel, welche Art der Ernährung gesund ist. Dass es relativ teuer sein kann Bio Produkte zu kaufen, stimmt, aber man kann sich auch auf unterschiedlichste Weisen bewusst ernähren. Man sollte etwa auf Fertigprodukte verzichten und stattdessen frische Nahrungsmittel kaufen. Selber Kochen ist unterm Strich häufig billiger. Doch vor allem der bewusste Einsatz von Ressourcen ist uns ein Anliegen. Sprich Strom sparen und überlegen wie man effizient heizt. All das sind Thematiken, die vor allem einkommensschwächeren Haushalten zu Gute kommen.
Für was steht die Kampagne „Energie:bewusst“ und brachte sie schon Erfolge?
Die Kampagne hat es sich zum Ziel gesetzt, das Thema ‚Energie sparen und mit Ressourcen effizient umgehen‘, an die Schulen zu bringen. Zudem motivieren wir Kinder und Jugendliche auch privat energiebewusst zu leben. Weiters möchten wir mit der Kampagne den Energieverbrauch an den Schulen reduzieren. Wir wissen durch Rückmeldungen von verschiedenen Schulen, dass die Maßnahmen sehr wohl greifen und sich die Schüler:innen Gedanken zu dem Thema machen. In den ersten drei Monaten des Starts von „Energie:bewusst“ wurden die Unterlagen und Lernmaterialien, die wir auf unserer Website zur Verfügung stellen, über 5.000 Mal gesichtet bzw. gedownloadet. Das Interesse ist also groß!
Welche Maßnahmen können Schulen einsetzen um effizienter auf ihren Energieverbrauch zu achten?
Wir haben keine konkreten Vorgaben gemacht. Jede Schule ist anders und daher haben wirsie dazu aufgefordert sich zu überlegen, wie sie ihren Energieverbrauch reduzieren können. Als Leitfaden haben wir den Schulen eine Liste mit Energiespartipps übermittelt. Sie selber können dann entscheiden, was an ihrem Standort Sinn macht. Beispielsweise können Bewegungsmelder installiert werden, damit nicht ständig das Licht in den Gängen leuchtet. Auch die Art und Weise wie geheizt wird sollte überdacht werden. Es gibt einige Schulen, die dafür elektronische Möglichkeiten nutzen. Zum Beispiel bringen sie Smartmeter an den Heizgeräten, Stromverbrauchsgeräten und Wasserverbrauchsgeräten an. Durch die kann beobachtet werden, in welchen Teilen der Schule es einen Einsparungsbedarf gibt. Ganz aktiv kann auch durch das Anbringen von Photovoltaikanlagen auf Schuldächern der Energieverbrauch gesteuert werden.
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